- Es staubt auch mal in Bäckereien. Aber das Backen von Brot und Brötchen wird attraktiver: Inzwischen geht ein Bäckerei-Azubi im dritten Ausbildungsjahr mit 1.230 Euro im Monat nach Hause, so die Gewerkschaft NGG Dresden-Chemnitz. Und ein Trend zeichnet sich ab: Immer häufiger entscheiden sich junge Menschen, die alsFlüchtlinge oder Zuwanderer kommen, für einen Job-Start im Backgewerbe.
Ohne Migranten wird Brotbacken in Chemnitz schwer
Wenn in Chemnitz noch alles schläft, stehen sie längst in der Backstube: Rund 770 Menschen backen und verkaufen hier täglich Brot, Brötchen und Kuchen. Sie sind die stillen Helden des Morgens – mit Mehl an den Händen und Leidenschaft im Herzen. Doch so traditionsreich das Bäckerhandwerk auch ist, so deutlich spürt es den Wandel. Der Nachwuchs bleibt aus.
Ein Beruf, der früh beginnt
„Der Wecker klingelt bei vielen mitten in der Nacht. Morgenmuffel haben’s da eher schwer“, sagt Thomas Lißner von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Nur 20 junge Menschen machen aktuell eine Ausbildung in den 35 Bäckereibetrieben der Stadt – zu wenig, um den Bedarf der Zukunft zu decken.
Integration als Erfolgsrezept
„Eines ist klar: Ohne junge Menschen, die als Geflüchtete oder Zuwanderer zu uns kommen, wird das Brotbacken von morgen schwierig“, so Thomas Lißner. Bundesweit hat bereits jeder vierte Azubi im Backgewerbe einen Migrationshintergrund. Auch in Chemnitz setzt sich dieser Trend langsam durch. Heiko Schmidt von der Bäckerinnung Chemnitz/Erzgebirge berichtet von guten Erfahrungen, vor allem mit jungen Menschen aus Vietnam: „Sie sprechen Deutsch, sind gut vorbereitet und hochmotiviert.“ Ohne sie würde in vielen Backstuben nichts mehr laufen.
Technik gegen den Schlafmangel
Ein Lichtblick für die Branche ist moderne Kühltechnik. Der Trick: Der Teig wird am Vortag vorbereitet und morgens nur noch gebacken. So lassen sich Startzeiten nach hinten verschieben – das bedeutet mehr Schlaf und weniger Stress. „Immer mehr mittelgroße Bäckereien in Chemnitz nutzen diese Möglichkeit“, weiß Heiko Schmidt.
Zwischen Überstunden und Unterbesetzung
Der Arbeitsalltag ist hart: Laut dem neuen „Bäckerei-Monitor“ klagen 84 Prozent der Beschäftigten über Personalmangel. Überstunden, Zeitdruck, zu wenig Pausen – die Belastung ist hoch. Kein Wunder, dass viele junge Menschen andere Wege gehen.
Mehr Wertschätzung, bessere Bedingungen
Die Ausbildungsvergütung wurde erhöht – bis zu 1.230 Euro im dritten Jahr. Doch die NGG fordert mehr: bessere Arbeitszeiten, faire Löhne, tarifliche Absicherung. Wer jeden Tag dafür sorgt, dass wir frisches Brot auf dem Tisch haben, verdient mehr als ein müdes „Danke“.